36 Ausrufezeichen in 19 Sätzen – Die „Kameradschaft Oldenburg“ stellt sich vor

Seit Ende August 2013 existiert in Oldenburg mal wieder eine „freie Kameradschaft“. Freie Kameradschaften sind Zusammenschlüsse von parteifreien, militanten Neonazis. Das Label „Kameradschaft Oldenburg“ wurde bereits mehrmals in der Vergangenheit von neonazistischen Organisationen verwendet. Bei dem aktuellen Projekt handelt es sich aber um Personen, die vorher nicht als aktive Neonazis in Erscheinung getreten sind.


Screenshot des Internetauftritts der „Kameradschaft Oldenburg“

Außendarstellung

Kaum gegründet, präsentierte sich die Kameradschaft im Internet mit einer eigenen Seite im Internet. Die schlicht gestaltete Seite, die bei dem Anbieter „wix.com“ abgelegt ist, macht jedoch einen äußerst unprofessionellen Eindruck.
Beim ersten Blick auf die Seite empfängt einen eine schlecht zu lesende Schrift sowie eine Flut an Ausrufezeichen hinter jedem Satz. Das layouttechnische Trauerspiel erstreckt sich weiter auf ein Bild vom Oldenburger Schloss, in das mit einfachen Mitteln das Motto der Neonazis hineingeschrieben wurde (Fehler im Original):

Ansonsten bietet die Internetpräsenz der „Kameradschaft Oldenburg“ kaum Inhalte. Auch über die Ausrichtung der eigenen Gruppe scheinen sich die Neonazis noch keine Gedanken gemacht zu haben. Unter der Überschrift „Wir stellen uns vor !!!“ heißt es lapidar:


„Vorstellen tun wir uns, wenn wir ein Bild gefunden haben !!!“

In der Rubrik „Bilder und Videos“ werden vor allem (teilweise veraltete) Bilder von politisch emanzipatorischen und antifaschistischen Zentren und Aktionen dargestellt. Über das autonome Aktions- und Kommunikationszentrum „Alhambra“ heißt es beispielsweise:

Dazu gibt es Verlinkungen zu verschiedenen Berichten, die sich mit Hausbesetzungen in Oldenburg beschäftigen. Diese werden mit einer gehörigen Portion Ausrufezeichen entrüstet kommentiert.
Unter der Rubrik „Kontakt“ erscheinen erst einmal 29 Zeilen des sogenannten „Niedersachsenlieds“, die heruntergescrollt werden wollen. Am unteren Bildrand finden sich schließlich drei kleine Zeilen eines Kontaktformulars.
Abgerundet wird dieser „spezielle“ Internetauftritt mit der Rubrik „Nachrichten“. Dort finden sich bislang lediglich ein über zweieinhalb Jahre alter Artikel aus der konservativ-nationalistischen Wochenzeitung „junge Freiheit“ sowie ein Link über angebliche sogenannte „Ausländergewalt“, der mit entsprechender Anzahl an Ausrufe- und Fragezeichen kommentiert wird.

Außerhalb des Internets – die „Kameradschaft Oldenburg“ im real life

Auch wenn das Erstellen der oben beschriebenen Homepage vermutlich Wochen gedauert haben mag, präsentiert sich die Kameradschaft auch außerhalb des Internets. So stellte die neue, personell sehr überschaubare Gruppe ihre Arbeit während eines internen Stammtisches der NPD-Oldenburg offiziell vor. Persönliche Bekanntschaften zu lokalen NPD-Aktivisten bestehen ebenfalls.

Darüber hinaus unterstützte der Kopf der Kameradschaft, Rolf Hilfers aus Rastede, der mittlerweile in Oldenburg-Kreyenbrück wohnt, die NPD bei einem Wahlkampfstand am 21.September 2013 im Oldenburger Stadtteil Osternburg.


Rolf Hilfers (Bildmitte) im Kreise seiner Mitstreiter


Da lacht sogar die Sonne: Layoutkunst der Kameradschaft Oldenburg

Lächerlich, aber trotzdem ernstzunehmen

Auch wenn das öffentliche Auftreten der „Kameradschaft Oldenburg“ bislang planlos und unprofessionell wirkt, ist es trotzdem wichtig, die Aktivitäten der neuen Neonazigruppe genau zu beobachten und ihre Handlungsspielräume einzuschränken, wo es geht. Aller Lächerlichkeit zum Trotz handelt es sich bei der Kameradschaft Oldenburg um einen Vernetzungs- und Organisierungsversuch militanter Neonazis. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die „Kameradschaft Oldenburg“ bald Geschichte ist.

4 Responses to “36 Ausrufezeichen in 19 Sätzen – Die „Kameradschaft Oldenburg“ stellt sich vor”

  1. […] Seit dem An­schlag auf den jü­di­schen Fried­hof kam es kon­ti­nu­ier­lich zu Ak­ti­vi­tä­ten der Neo­na­zis aus dem Um­feld der „Ka­me­rad­schaft Ol­den­burg“ . Re­gel­mä­ßig wur­den Auf­kle­ber mit neo­na­zis­ti­schen In­hal­ten ver­klebt, vor allem in den Ol­den­bur­ger Stadt­tei­len Os­tern­burg und Krey­en­brück, aber auch im Bahn­hofs­vier­tel und in Don­ner­schwee sowie in der Klein­stadt Ras­te­de (Land­kreis Am­mer­land). Au­ßer­dem be­tei­lig­ten sich drei Ol­den­bur­ger Neo­na­zis am Na­zi­auf­marsch in Mag­d­e­burg am 18.​01.​2014 und pro­vo­zier­ten wäh­rend einer Stadt­rats­sit­zung im PFL. […]

  2. […] Seit dem Anschlag auf den jüdischen Friedhof kam es kontinuierlich zu Aktivitäten der Neonazis aus dem Umfeld der „Kameradschaft Oldenburg“ . Regelmäßig wurden Aufkleber mit neonazistischen Inhalten verklebt, vor allem in den Oldenburger Stadtteilen Osternburg und Kreyenbrück, aber auch im Bahnhofsviertel und in Donnerschwee sowie in der Kleinstadt Rastede (Landkreis Ammerland). Außerdem beteiligten sich drei Oldenburger Neonazis am Naziaufmarsch in Magdeburg am 18.01.2014 und provozierten während einer Stadtratssitzung im PFL. […]

  3. […] Schon seit mehreren Wochenenden ist eine kleine Gruppe Neonazis in Osternburg unterwegs, verklebt massiv Aufkleber und hinterlässt Sprühereien, wie Hakenkreuze oder Botschaften mit den Inhalten „Medien lügen“, „Rotfront verrecke“ oder „Anti-Antifa“. Unter anderem waren das autonome Aktions- und Kommunikationszentrum „Alhambra“ sowie der Lokalsender „Oldenburg eins“ betroffen. Die Anschläge machen die Feinbilder der Neonazis deutlich klar: Jüd_innen , Antifaschist_innen, Pressevertreter_innen. In der Nacht des Anschlags wurde eine vierköpfige Gruppe Neonazis in unmittelbarer Nähe des Friedhofs gesehen. Unter ihnen: Rolf Hilfers aus dem Oldenburger Stadtteil Kreyenbrück, Kopf der neu gegründeten „Kameradschaft Oldenburg“. Nach dem Start einer eigenwilligen Internetpräsenz versucht sich die neue Neonazigruppe nun also in der Praxis. […]