Regionale Neonazis bei kleinen und großen Veranstaltungen

Am letzten Oktoberwochenende fanden gleich zwei rassistische Veranstaltungen statt, an denen sich Oldenburger Neonazis beteiligten. Unterschiedlicher hätten die Veranstaltungen in Jever und Köln allerdings nicht ablaufen können.

Am Samstag, 25.Oktober 2014 versuchte die niedersächsische NPD erneut eine konspirativ organisierte Kundgebung abzuhalten. Im zurückliegenden Europawahlkampf ging sie bereits ähnlich vor und konnte auf diesem Wege nahezu ungestörte Kundgebungen in Nienburg und Soltau abhalten.
Ähnlich dürften sich die Neonazis um Ulrich Eigenfeld den 25.Oktober vorgestellt haben. Konspirativ mobilisierte man ins friesische Jever für eine Kundgebung. Doch der Plan misslang. Die Anmeldung wurde im Vorfeld öffentlich, so dass am Samstag ca. 250 Menschen gegen die NPD protestierten.

Die NPD-Kundgebung zeigte bildlich (Galerie von recherche-nord), in welch desolatem Zustand sich die niedersächsische NPD derzeit befindet. Ganze 16 Neonazis fanden sich auf dem alten Markt in Jever ein – ohne Fahnen, ohne Transparente, lediglich mit einer kleinen Lautsprecherbox ausgestattet.
Vom NPD-Unterbezirk Oldenburg fand eine Autobesetzung den Weg in die friesische Kleinstadt. Anwesend waren der niedersächsische Landesvorsitzende der NPD, Ulrich Eigenfeld, der Vorsitzende der Oldenburger NPD, Eckhard Aden, NPD-Aktivist Daniel Gawenda sowie Wilhelm Sudmann aus Ehrenburg (Landkreis Diepholz) mit Begleitung.
Der Kundgebung fern blieben hingegen die Oldenburger NPD-Aktivisten Dennis Dormuth, Erik Bruhn und Phillip Krull. Auch die Mitglieder der kaum noch wahrnehmbaren Kameradschaft „Besseres Oldenburg“ blieben der Veranstaltung fern.


Die Oldenburger NPD-Mitglieder Daniel Gawenda (blaue Kapuze), Eckhard Aden und Ulrich Eigenfeld (v.l.n.r.) während der NPD-Kundgebung in Jever. Bild. recherche-nord


Wilhelm Sudmann. Bild. recherche-nord

Aus der Region waren Jens Wagenlöhner und Mirko Evers (beide aus Wilhelmshaven) sowie eine dreiköpfige Delegation aus Ostfriesland anwesend.


Neonazis aus Ostfriesland: Sascha Burmeister, Manuel Scheffler und Albert Wille (v.l.n.r.) Bild: recherche-nord


Jens Wagenlöhner (Wilhelmshaven) Bild: recherche-nord


Links im Bild: Mirko Evers (Wilhelmshaven) Bild: recherche-nord

Von außerhalb fanden sich nur wenige NPD-Aktivist_innen in Jever ein: Teile des niedersächsischen Landesvorstands wie Carin Hollack (Hannover) oder Ingo Helge (Schneverdingen), Andreas Haack (Stade), Mandred Dammann (Rotenburg/Wümme) sowie zwei Neonazis aus Wolfsburg, die sich um die Soundanlage kümmerten.

Inhaltlich sollte es um das Thema „Hat Deutschland eine Zukunft?“ gehen. Die Reden gingen jedoch nicht nur im deutlichen lauteren Gegenprotest unter, sie waren auch noch so langatmig, dass selbst die Teilnehmer_innen der NPD-Kundgebung schnell das Interesse verloren, lieber mit ihren Handys und Kameras spielten und teilweise nach den Redebeiträgen nicht einmal applaudierten.


Mäßiges Interesse an den Redebeiträgen in den eigenen Reihen

Nach weniger als zwei Stunden wurde die Kundgebung beendet und die Neonazis zogen ab. Außenwirkung oder Propagandaerfolge konnte die Partei erwartungsgemäß nicht erreichen.

Anders sah es einen Tag später in Köln aus. Unter dem Motto „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) versammelten sich ca. 4500 Hooligans und Neonazis, um rassistische, antisemitische, homophobe und antimuslimische Hetze zu verbreiten. Auch mehrere Oldenburger Hooligans beteiligten sich an dem Aufmarsch, aus dem heraus Passant_innen, Jourmalist_innen und Polizist_innen angegriffen wurden.
Ein Oldenburger ergriff sogar das Wort auf der Bühne – Uwe Mindrup. Der Besitzer eines Kioskes an den Voßbergen im Oldenburger Stadtteil Kreyenbrück heizte die Masse an, kam aber inhaltlich nicht über platte Parolen („Bis hierhin und nicht weiter“) hinaus.


Uwe Mindrup (mit Schal) aus Oldenburg während der „HoGeSa“-Demo in Köln

Der 44 Jährige inszeniert sich selbst als „politisch links“. Aber ein Blick auf sein Facebookprofil, auf dem unterem Reichsfahnen gepostet wurden, entlarvt diese Darstellung allerdings als unglaubwürdig. Auch schien er keine Probleme zu haben mit den Hitlergrüßen, rassistischen und neonazistischen Parolen, welche in Köln massiv zu beobachten waren. Denn offiziell ist er als Versammlungsleiter für die kommende „HoGeSa“-Demo am 15.11 in Hannover vorgesehen.
Ob diese Demo allerdings wie geplant stattfinden wird, bleibt indes abzuwarten.

Update vom 05.November: Mittlerweile wurde Anzeige gegen Uwe Mindrup erstattet wegen Volksverhetzung der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole.

Update vom 06.November: Heute erklärte Uwe Mindrup, dass er als Versammlungsleiter nicht mehr zur Verfügung stehe. Er will trotzdem bei der „HoGeSa“-Demo teilnehmen und reden.

3 Responses to “Regionale Neonazis bei kleinen und großen Veranstaltungen”

  1. […] Erstmals nahm auch Uwe Mindrup aus Oldenburg an der OLGIDA-Kundgebung teil. Der Inhaber des Kioskes an den Voßbergen in Kreyenbrück trat bereits bei einer gewalttätigen „HoGeSa“-Demonstration in Köln im November 2014 als Redner auf. Auch in Oldenburg ergriff er das Mikrofon und versuchte Gegendemonstrant_innen zu provozieren und die eigenen Leute anzustacheln. Mindrup betreibt die Facebookseite „Bürger gegen den Terror der Antifa“. Hier werden Fotos von Gegendemonstrant_innen und Pressevertreter_innen ebenso geteilt, wie Aufrufe zu Gewalttaten und sogar zu Morden. Doch nicht nur in sozialen Netzwerken existiert eine Bedrohungslage. Auch vor dem Kiosk gegenüber des Klinikums in Oldenburg-Kreyenbrück halten sich regelmäßig aggressive Hooligans auf, die zusammen mit Mindrup eine potentielle Gefährdung für Menschen darstellen, die in ihren Augen als „Feind“ wahrgenommen werden können. […]

  2. […] Wie bereits berichtet, möchte der Oldenburger Ableger der völkisch-nationalistischen und rassistischen „Pegida“-Bewegung, „OLGIDA“, am Montag, 16.März 2015 um 19.00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz eine Kundgebung abhalten. Unter anderem soll der bundesweit bekannte Aktivist der rassistischen und antimuslimischen Partei „die Freiheit“ und Blogger der Internetseite „Politically Incorrect News“ (PI-News), Michael Stürzenberger, dort auftreten. Stürzenberger trat außerdem auch als Redner bei der „HoGeSa-“ (Hooligans gegen Salafisten)Kundgebung in Hannover auf. […]

  3. […] Medial viel beachtet wurden in den letzten Wochen Demonstrationen des Netzwerks „HoGeSa“ – Hooligans gegen Salafisten. Unter diesem Label trafen sich Neonazis und Hooligans, um antimuslimischen Rassismus und Nationalismus zu verbreiten. Beim HoGeSa-Aufmarsch in Köln am 26.Oktober wurden aus der „HoGeSa“-Demonstration heraus Polizist_innen, Journalist_innen und Gegendemonstrant_innen angegriffen. Am vergangenen Wochenende fand eine solche Demonstration in Hannover statt, auf Grund harter Auflagen und einem massiven Polizeiaufgebot kam es dort kaum zu Ausschreitungen – zum Leidwesen eines Großteils der Versammlungsteilnehmer_innen, die sich schnell langweilten. Auch aus Oldenburg, Wilhelmshaven, Friesland und dem Emsland beteiligten sich Neonazis und Hooligans an den rassistischen Aufmärschen. […]